


© Maria Anna Friedl[/caption] Eitelberger glaubte in mehrfacher Hinsicht, mit seinem Museum der Bedeutung des Prestigeprojektes Weltausstellung entsprechen zu müssen und ging mit großem Enthusiasmus an die Planung und Vorbereitung. Bereits ab 1871 inserierte er in der „Wiener Weltausstellungs-Zeitung“: „Jetzt, anlässlich der Vorbereitungen zur Weltausstellung erläßt der Direktor des österreichischen Museums die Erklärung, daß diese Anstalt stets bereit sein wird, die Industriellen in Allem, was sie für diese Ausstellung zu unternehmen gedenken, zu unterstützen.“ In der 22. Gruppe des geplanten Programmes der Wiener Weltausstellung „Darstellung der Wirksamkeit der Museen für Kunstgewerbe“ sah er den geeigneten Ort das damalige MAK zu präsentieren. Als dann der Generaldirektor der Weltausstellung Wilhelm von Schwarz-Senborn bekanntgab, dass das Museum keinen Alleinanspruch auf alle das Kunstgewerbe auf der Weltausstellung betreffenden Aktivitäten innehabe und auch keinen eigenen Pavillon bekomme, war die Enttäuschung bei Eitelberger so groß, dass er entschied sein Museum gar nicht vor Ort zu präsentieren. Wer aber glaubt, Eitelberger hätte sich jetzt beleidigt von allen Aktivitäten zurückgezogen, der sollte sich täuschen. Vielmehr fasste er den Entschluss, parallel zur Weltausstellung eigene Veranstaltungen und Ausstellungen im Museum am Stubenring durchzuführen. Er organisierte eine „Specialausstellung“ mit Exponaten aus dem Museumsbestand, um die Tätigkeit und Leistung des Museums und der Kunstgewerbeschule darzustellen. Und Bruno Bucher, der ab 1895 selbst Direktor des Museums werden sollte, kommentierte diese Spezialausstellung dahingehend, dass die Besucher*innen in den gezeigten Exponaten „vielleicht den Boden erblicken wird, aus dem so mancher der Keime herstammt, die dort auf der Weltausstellung in erfreulicher Blüthe erscheinen.“ Damit unterstrich er einmal mehr die Vorbildrolle, die dem k. k. Österreichische Museum für Kunst und Industrie zukam. [caption id="attachment_12930" align="alignleft" width="576"]

© MAK[/caption] Zur Museumsausstellung veröffentlichte das MAK gleichsam als Katalog eine umfassende und aufwendig ausgestaltete Festschrift, die den beiden Erzherzögen Carl Ludwig, als Protector der Weltausstellung, und Rainer, als Präsident der Weltausstellungs-Commission, gewidmet war. Während der Dauer der Weltausstellung hielt Eitelberger an jedem Samstag von 19-21 Uhr in der Bibliothek Vorlesungen über die Kunst auf der Wiener Weltausstellung für Studierende der Universität, und zahlreiche Mitarbeiter des Museums wählten die Weltausstellung zum Thema ihrer Arbeiten. [caption id="attachment_12931" align="alignleft" width="576"]

© MAK[/caption] Den Höhepunkt seiner Aktivitäten im Jahre 1873 setzte Eitelberger aber mit der Einberufung des Ersten kunstwissenschaftlichen Congresses für die internationalen Vertreter der noch jungen Disziplin. Eitelberger wollte mit diesem Kongress die Protagonisten der Kunstwissenschaft, wie dies etwa bei anderen Fachinteressierten wie Ärzten bereits üblich war, versammeln und „durch persönliche Annäherung der Berufsgenossen dem wissenschaftlichen Leben förderlich sein“, wie er es formulierte. Da man anlässlich der Weltausstellung ohnehin sämtliche Kunstinteressierte in Wien erwartete, lud Eitelberger von 1. bis 4. September 1873 ins k. k. Österreichische Museum für Kunst und Industrie. Es kamen vierundsechzig – natürlich ausschließlich männliche – Teilnehmer aus ganz Europa, um die wissenschaftlichen und praktischen Probleme ihrer Disziplin, wie Restaurierung, Katalogisierung und die Verwendung von Hilfsmitteln zu diskutieren. Eitelberger verschaffte sich und dem Museum mit dem erstmaligen Einberufen dieser Veranstaltung einen europaweiten Ruf. [caption id="attachment_12932" align="alignleft" width="576"]

© MAK[/caption] Auch wenn das MAK auf der Wiener Weltausstellung nicht direkt vertreten war, wurden aus ihr heraus somit wichtige Impulse für die Zukunft des Museums gesetzt. In der Fachtagung 150 YEARS AFTER wurde die Komplexität dieses Unterfanges in zwölf Vorträgen und einer Podiumsdiskussion erläutert. Die Vortragenden hielten dabei nicht nur Rückschau, sondern nahmen gleichzeitig eine Standortbestimmung für Institutionen wie das heutige MAK vor. Die Tagung, ein Kooperationsprojekt des MAK mit der Universität Wien, Institut für Kunstgeschichte, war, wie die Symposien zu Alois Riegl (2005) und Rudolf von Eitelberger (2015), eine weitere gelungene Zusammenarbeit der beiden Institutionen. Die Vorträge der Tagung 150 YEARS AFTER sind unter diesem LINK auf You Tube nachzusehen. Ein Beitrag von Kathrin Pokorny-Nagel, Leitung MAK Bibliothek und Kunstblättersammlung/Archiv